Maple Leaf

Wednesday, September 19, 2007

Mt. Riley

Frühstück. Pläne. Freizeitgestaltung. Erlebnis als Kur vom Alltag. Weg vom statischen, hin zum bewegten, reaktivem Selbst.

Die Tage hier im südlichen Teil Alaskas unterschieden sich nur durch eine stärkere Veränderlichkeit derer im Norden. Der raue, kühle Wind empfängt uns bereits an den flachen Ausläufern des Chilkoot Flusses als wir aus Richtung Haines Junction kommend, talwärts in die Vereinigten Staaten von Amerika fahren. Die Seeluft weht bis in den oberen Flusslauf, was sehr entspannend wirkt. Wolkenformationen rasen im Eiltempo über uns hinweg und machen es schwer eine Wetterlage vorherzusagen. Aber dies ist uns weniger wichtig. Wir wollen raus.

Ein Beschluss wird sogleich gefasst. Wir gehen wandern. Hiken im Neudeutschen, um die Sinne zu schärfen und dem leidig gewordenen Körper eine wohlverdiente Abwechslung zu bieten. Die Option Mt. Riley bietet sich für uns sehr offensichtlich an. Ja, warum eigentlich?

Die moderate Länge von 12km mit konstanter Steigung zum Ende hin passt exzellent ins Anforderungsprofil. Zudem wird die versprochene Aussicht als gedrucktes Wort viel versprechend dargeboten. Der Lynn Kanal, der Chilkat Fluss und umliegende Bergketten nebst verschiedener Gletscherformationen sollen den Wanderer belohnen. Eine konstante Wetterlage immer vorausgesetzt.

Die “Mud Bay Road” an der Westseite des Berges dient dabei als Ausgangspunkt der Wanderung.
Die Sonne zeigt sich alsbald wir die Wanderschuhe überstreifen und fertig to go sind. Wir steigen direkt in eine Art Zauberwald ein. Der berühmte Defa Klassiker “Das kalte Herz” kommt uns beim Anblick und durchwandern in den Sinn. Die Kulisse ähnelt doch sehr dem Klassiker des deutschen Kinderfilms aus den fünfziger Jahren. Die wenigen Sonnenstrahlen, die es durch die üppigen Baumkronen, schaffen geben der Szenerie eine unheimliche Stimmung. Wir mögen es. Da vergessen wir sogar das regelmäßige Klatschen der Hände und die lauten Ausrufe um der lokalen Bärenpopulation unsere Anwesenheit anzukünden. Aber auch so reden wir in einem Fluss und genießen die leichten Anstiege an sattgrünen Farnnetzen. Durch häufige Niederschläge fühlt sich der Weg immer nass getränkt an. Verschiedene Sektionen sind mit einfachen Hölzern in Brückenform abgedeckt und sichern so eine trockene Begehung wunderbar ab. Jene detaillierte Beachtung und die scheinbar regelmäßige Kontrolle fallen uns positiv auf. Die ersten drei Kilometer machen so auch sehr viel Spaß. Wir freuen uns auch schon auf die ersten wirklichen Steigungen zu treffen. Warm gelaufen und trainiert sind wir für höhere Aufgaben nun bereit.

Kaum ausgesprochen stehen wir sogleich am ersten Hang. Das satte Grün noch immer als Begleiter, schauen wir auf einen schön angelegten Wanderweg in Zickzackform den Berg hinauf. Ein Ende ist nicht zu sehen, aber wir freuen uns die Höhe und somit auch Aussichten zu ersteigen. Das querwuchernde Wurzelwerk der umstehenden Bäume und die latente Feuchtigkeit zwingen uns aber ständig jeden Schritt mit Obacht zu setzen. Trotz professionellen Schuhwerkes sind kleinere Ausrutscher, vor allem meinerseits, fast minütlich der Fall. So vergehen die folgenden Kilometer etwas langsamer und die ersten Tropfen Schweiß zeugen von physischer Anstrengung. Gut so. Wir belohnen uns selbst mit Umarmungen und zärtlichen Küssen, auch weil eine Aussicht auf das wohl prachtvolle Umland noch nicht genießbar ist.

Auch meine ich ständig den Berggipfel zu erkennen. Ich werde aber regelmäßig von meiner sehr realistischen Partnerin auf den Boden des Wanderweges zurück geholt. Aber dann kommen wir doch auf einer zauberhaft gelegenen Lichtung an. Der Filmszenerie noch verfallen rufen wir laut nach Frodo und seinen Freunden aus dem Auenland. Es ist wirklich toll. Das durchfeuchtete Grasland wird kreisförmig von einem kleineren Tannenwald umschlungen und teilt sich mittig mittels hölzernen Pfades auf. Winzige Teiche, die mehr einer schicken Pfütze ähneln, panieren unter dem mittlerweile wolkenlosen Himmel den trilogieträchtigen Augenblick. Wir verweilen etwas länger, auch weil das Ende des Aufstieges zu sehen und die Anstrengungen erträglich werden. Serpentinenartig mit dualen trocken - feucht Abschnitten erreichen wir nach 1h und 45minuten unser gemeinsames Tagesziel.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Wir sind auch mal in Südtirol hiken gewesen und waren im Hotel Seiser Alm in Italien. Beim Hiken kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen.

10:13 AM  

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